Selbstschöpfung

Die Seele sitzt im Atelier des Unbewussten.
Nicht aus Fleisch besteht sie, sondern aus Erinnerung, Vision und Staub des Sternenraums.
Sie malt nicht die Welt, wie sie ist — sie malt, was sie war, bevor sie wurde.

Auf der Leinwand entsteht ihr eigenes Abbild, doch jedes Licht, das sie aufträgt, lässt sie selbst durchscheinender werden.
Das Ich erschafft sich im Moment des Erschaffens neu; der Pinsel wird zum Spiegel.
In jedem Strich atmet die Frage: Wer bin ich, wenn ich mich selbst betrachte, während ich mich erschaffe?

Das Fenster zum Kosmos steht weit offen.
Der Mond blickt herein wie ein stiller Zeuge,
und die Wälder jenseits der Scheibe flimmern — als wüssten sie,
dass Kunst der Traum des Erwachens ist.

Die Gemälde an der Wand sind wie frühere Schichten des Bewusstseins,
eingefrorene Explosionen der Erkenntnis.
Das Licht, das aus ihnen strahlt, ist kein äußeres Licht,
sondern das Aufglühen einer Erinnerung an Einheit.

Die Figur auf dem Stuhl ist zugleich Schöpferin und Geschöpf,
Lehrerin und Lernende, Mutter und Tochter des eigenen Geistes.
Ihr Körper löst sich auf in Linien und Spiralen —
nicht als Verlust, sondern als Rückkehr in die Quelle.

Im Innersten dieses Bildes liegt die stille Wahrheit:
Erkennen ist ein Malakt.
Jeder Gedanke ist ein Pinselstrich auf der Leinwand des Selbst.
Und wenn das Bild vollendet scheint,
beginnt der Schöpfungsprozess von Neuem —
ein unendlicher Kreis aus Werden, Vergessen, Erinnern.